LEÓN FERRARI

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Biografie

León Ferrari (1920-2013, Buenos Aires), ursprünglich gelernter Ingenieur, schlug Mitte der 1950er Jahre, als er mit seiner Frau und seinen drei Kindern in Italien lebte, den Weg eines autodidaktischen Künstlers ein. An seine Anfänge mit Skulpturen, Schnitzereien und Strukturen in Keramik, Holz und Draht schließt ein umfangreiches Oeuvre an, das durch kontinuierliches Experimentieren mit verschiedenen Materialien und Genres gekennzeichnet ist. Stets auf der Suche nach präzisen Ausdrucksformen für seine Ideen, dehnte er die Grenzen von Kunst aus. Er gilt als Pionier der Konzeptkunst, die vor allem in Lateinamerika mit starken politischen Konnotationen verbunden war. Eine weitere Konstante seines künstlerischen (und persönlichen) Lebens besteht in der unermüdlichen politischen, sozialen und religiösen Kritik, ohne Scheu vor öffentlichen Debatten oder Zensur. Ein grundlegendes Werk in diesem Kontext ist La civilización occidental y cristiana (Die westliche und die christliche Zivilisation, 1965) als Reaktion auf den Vietnamkrieg.

Ab den sechziger Jahren erwacht Ferraris Interesse am Text als bildnerisches Element. Es entstehen kalligrafische Zeichnungen, manche als geschriebene Bilder, andere nicht zu entschlüsseln. Unter letzteren verweist die Werkgruppe Carta a un general (Brief an einen General, 1963) auf die Schwierigkeit, die von der Militärdiktatur in Argentinien ausgeübte Gewalt auszudrücken. Er beginnt Bücher zu veröffentlichen, in denen er explizit Stellung bezieht, zum Beispiel zum gewaltsamen Verschwinden in Nosotros no sabíamos (Wir wussten nicht, 1976). Dieses Thema erlangt starke persönliche Bedeutung, als einer seiner Söhne 1977 verschwindet und Ferrari mit dem Rest der Familie ins Exil nach Sao Paulo, Brasilien, geht. Aus dieser Zeit stammen die ersten Heliografías (Heliographien), darunter die Serie Architecture of Madness (Architektur des Wahnsinns, 1980-1986). In Homens (Homens, Menschen, 1984) nutzt er Fotokopien, um in seinem eigenen Verlag billige Bücher zu drucken. Auch entstehen die ersten Esculturas Sonoras (Klangskulpturen, 1981), die in Performances eingesetzt und als interaktive Stücke ausgestellt werden. 1991 kehrt er nach Buenos Aires zurück, wo er das Buch Nunca más (Nie wieder, 1996) illustriert, das von der Zeitung Página/12 veröffentlicht wird. 1997 beginnt er mit der Serie Brailles, in der er ästhetische und kritische Texte codiert in Blindenschrift auf religiöse Bilder und Zeitungsberichte aufbringt. Während er in früheren Jahren bereits Mail Art verwendet hatte, nahm er diese 2002 in digitaler Form mit den per E-Mail verschickten Electronicartes wieder auf.

2004 fand in Buenos Aires eine Retrospektive seines Werkes statt, die heftige Debatten und Angriffe seitens der Kirche auslöste. Die Ausstellung wurde zensiert und schließlich geschlossen. 2007 erhielt er den Goldenen Löwen auf der Biennale in Venedig. Als Gründungsmitglied von CIHABAPAI (Club der Gottlosen, Ketzer, Abtrünnigen, Gotteslästerer, Atheisten, Heiden, Agnostiker und Ungläubigen) schrieb er zwei Briefe an den Papst, in denen er die Aufhebung des Endgerichts und der Unsterblichkeit (1997) wie die Vertreibung und Zerstörung der Hölle (2001) forderte. Bis zu seinem Lebensende arbeitete Ferrari intensiv und erforschte neue Wege, um das Unaussprechliche von vergangenen und aktuellen Menschenrechtsverletzungen, Folter und Intoleranz auszudrücken.

 


León Ferrari "Palabras" ©Fundación León Ferrari